Behandlung von Metallintoxikationen

CHELATBILDNER oder CHELATE wurden nach dem griechischen Wort „chele“– Schere benannt. Diese Chelate, wie Natrium-EDTA, DMPS, DMSA oder Zink-DTPA, binden Metalle abhängig von ihrem jeweiligen Bindungskoeffizienten und scheiden diese über den Urin und Stuhl aus.

 

Die Chelat-Therapie gibt es seit den 1950-er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt wurde in den USA begonnen, Bleivergiftungen mit Hilfe eines Chelatbildners – dem Na-EDTA – zu behandeln.

 

Behandelt wurden zunächst Arbeiter einer Bleibatterien-Fabrik und Matrosen, die bleihaltige Mennige an ihren Kriegsschiffen verstrichen hatten. Die Behandlung war durchwegs erfolgreich, es wurde jedoch festgestellt, dass bei einigen Patienten weitere Beschwerden, insbesondere Herzschmerzen, verschwanden und sich das Allgemeinbefinden der Patienten deutlich verbesserte.

Alfred Werner

Die Substanz EDTA selbst stammt aus den 1930er Jahren und wurde ursprünglich in der Textilindustrie eingesetzt – das Prinzip der Chelatverbindungen geht auf den Schweizer Nobelpreisträger von 1913, Alfred Werner zurück. Die erste Anwendung am Menschen erfolgte in den 1940er Jahren und danach (radioaktive Verseuchung sowie Nickelintoxikationen) zurück.

1950-1966 hatte sich in den USA die Chelat-Therapie als Standardtherapie bei Durchblutungsstörungen des Herzens durchgesetzt, obwohl es damals, bezogen auf den Wissensstand von heute, noch keinerlei klare Vorstellungen über die Dosierung und die Infusionsdauer gab. Nachdem 1967 von FAVAROLO die erste Bypass-Operation am Herzen durchgeführt wurde, flimmerten bald Operationsbilder über die noch neuen Farbfernseher. Der Zeitgeist war in den Jahren nach der Mondlandung von teils unkritischer Technikbegeisterung geprägt und bald verdrängten die optisch beeindruckenden Bypassoperationen die Chelat-Therapie. 

 

Auf wissenschaftlicher Ebene entbrannte ein Wettstreit zwischen der eine schnelle Lösung versprechenden, nicht zuletzt für die Chirurgen lukrativen Herzchirurgie und der nachhaltig wirksamen Chelat-Therapie. Dass dabei von Seiten der Bypass-Chirurgie mit teils unlauteren und diffamierenden Argumenten gegen die Chelat-Therapie vorgegangen wurde, gehört zu den bedauerlichen Kapiteln der Medizingeschichte.

 

Doch in den USA, wo aufgrund des im Vergleich zu Europa anachronistisch erscheinenden Krankenversicherungssystems die Bürger wesentlich mehr finanzielle Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen mussten, entschieden sich immer mehr Patienten für die kostengünstige und sichere Chelat-Therapie. Bereits in den 1990-er Jahren hatte der Umsatz der Alternativmedizin den Umsatz der Schulmedizin in den USA überholt.

 

Anfang der 2000er Jahre reagierte die amerikanische Gesundheitsbehörde NIH (National Institute of Health) auf diesen Trend mit einer großen Studie, der TACT-Studie , deren Ergebnisse im November 2012 veröffentlicht wurden. Über zehn Jahre wurden im Rahmen der Studie 1.708 Patienten untersucht.

 

Das National Institute of Health hatte dafür 30 Millionen $ investiert, und wie bei vielen unabhängigen Studien, in denen Krankenkassen oder nationale Behörden die Erfolge der Erfahrungsmedizin überprüft haben, konnten die erfahrungsmedizinische Behandlungen wissenschaftlich bestätigt werden.

 

Bei den mit der Chelat-Therapie mit Na-EDTA behandelten Herzinfarkt-Patienten wurden die primären Studien-Endpunkte Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bypass-Operationen oder Ballonkatheter-Erweiterung von Herzkrankgefäßen und Krankenhausaufnahme wegen Herzschmerzen gegenüber den Plazebo-Patienten um 18% statistisch signifikant gesenkt.

 

Die Originalveröffentlichung der TACT-Studie finden Sie hier.


Die Chelat-Therapie bei Patienten nach Herzinfarkt hat somit den zweithöchsten wissenschaftlichen Evidenzlevel I b, während auf höchstem wissenschaftlichem Evidenzlevel I a belegt ist, dass die kathetergestützte perkutane transluminale Angioplastie genauso wie die Bypass-Chirurgie außer bei akutem Herzinfarkt oder Hauptstammstenose – den Patienten im Vergleich zu leitliniengerechter medikamentöser Therapie keinen Vorteil bringen.